Leerstellen
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Leerstellen. Ausstellen.

Sonderausstellung (Archiv)

Die Figur kigiilya wurde von omukama (König) Machunda an seinen Sohn Rukonge weitergegeben. Der Legende nach hat Machunda die Seele seines verstorbenen Onkels auf die Figur übertragen. Sie hatte ein eigenes Haus und wurde streng von der Wächterin Muzubwa bewacht. Kigiilya steht für die Macht der Könige von Bukerebe.

 

Während des Krieges der deutschen Kolonialarmee gegen den omukama (König) Rukonge im Jahr 1895 raubten Soldaten der deutschen Kolonialarmee kigiilya und brachten die Figur zu einer katholischen Missionsstation in der Nähe. Nachdem sie dort zur Schau gestellt worden war, schlugen Missionsangehörige mit Stöcken auf sie ein und beschädigten die Figur dadurch stark. Die Spuren dieser Gewalt sind durch die eingefärbten Flächen sichtbar gemacht.

 

Der Kartograf Oscar Baumann zeichnete die Figur im Jahr 1892 während seines Aufenthalts in der Residenz des omukama Rukonge. Die Zeichnung der unversehrten Figur veröffentlichte er in seinem Buch Vom Massailand zur Nilquelle (1894). Er fand sie bemerkenswert, weil die Darstellung des menschlichen Körpers seiner Meinung nach in dieser Region sehr selten war. Heute können wir anhand der Zeichnung nachvollziehen, welche Beschädigungen bzw. Verletzungen kigiilya durch ihren Raub erfahren hat.

 

Handelt es sich um ein Objekt oder ein Subjekt? Welche Lücke hat der Raub der Figur hinterlassen? Besitzt kigiilya Macht? Warum heißt die Figur kigiilya?

 

Stellvertretendes Objekt produziert von: Werk5 • 3D-Druck • PU-Blockmaterial • maßstabsgetreu • 2022 • Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss 

 

kigiilya • Tansania, Bukerebe (Ukerewe) • 19. Jh. • Holz • 114 x 31 x 16,5 cm • Urheber*innen, Nutzer*innen, Verwahrer*innen, Besitzer*innen: namentlich nicht bekannte*r Künstler*in aus Zentral-Tansania (Nyamwesi?); omukama Melango Buyanza Machunda bis 1870; omukama Muhase Itugara Rukonge; Muzubwa, Angehörige der Abazubwa-Verwandtschaftsgruppe, bis 1895; Soldaten der deutschen Kolonialarmee bis 1895/1896(?); Missionar*innen und Katechist*innen der Weißen Väter (Pères Blancs) bis 1897; Paul Kollmann bis 1897; seit 1897 Königliches Museum für Völkerkunde, Berlin (Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin, III E 5529)