Mangaaka (Nkisi Nkondi)

Die Figur tritt den Betrachterinnen und Betrachtern mit der majestätischen Haltung eines kongolesischen Herrschers gegenüber, ihre weit geöffneten Augen wachsam gerichtet. Ihr kräftiger Oberkörper ist mit Dutzenden Metallteilen übersät, welche einen unverschlossenen Hohlraum betonen. Dieser wurde mit kraftaktivierenden Substanzen, den sogenannten BILONGO, gefüllt, um der Figur übermenschliche Stärke zu verleihen. Der Figurentyp MANGAAKA entstand ab 1865 mit dem Ziel, als moralische Stütze das soziale Gefüge zwischen den verschiedenen Gemeinschaften in der deutlich destabilisierten Yombe-Region zu festigen und "böse" Kräfte zu bekämpfen. Heutzutage sind etwa siebzehn solcher ZIN-KONDI (Einzahl: NKONDI) in westlichen Sammlungen bekannt, die vermutlich aus wenigen Werkstätten stammen.



Ein Mangaaka, auch bekannt als Nkisi Nkondi, ist eine Art von schützender Skulptur aus der Tradition der Kongo-Kunst in Zentralafrika, insbesondere von den Kongo-Völkern wie den Kongo, Bakongo und anderen ethnischen Gruppen. Diese Figuren spielen eine zentrale Rolle in den religiösen und spirituellen Praktiken dieser Kulturen und sind besonders für ihre rituelle Bedeutung bekannt.


Merkmale eines Mangaaka:


Form und Material:

Mangaaka sind oft hölzerne Skulpturen, die in komplexen und ausdrucksstarken Formen geschnitzt sind. Sie können verschiedene menschliche oder tierische Merkmale aufweisen und sind häufig reich verziert.


Funktion und Symbolik:

Schutz und Macht: Diese Skulpturen werden als mächtige Schutzgeister oder -geister verehrt. Sie sollen vor bösen Mächten schützen, Feinde abwehren und Gerechtigkeit bringen.


Ritual und Zauberei:

Mangaaka sind oft mit verschiedenen Ritualen und Zaubersprüchen verbunden. Sie werden manchmal mit Nägeln, Klingen oder anderen Objekten versehen, die symbolisch für die Absicht stehen, spirituelle Kräfte oder Schutz zu aktivieren.


Nutzung von Nkisi Nkondi:

Der Begriff „Nkisi Nkondi“ bezeichnet eine spezielle Untergruppe von Mangaaka-Skulpturen, die für ihre Funktion als „Heiler“ oder „Schutzengel“ bekannt sind. Diese Figuren sind besonders bekannt dafür, dass sie mit Nägeln oder anderen scharfen Objekten durchbohrt werden. Jedes dieser Objekte steht für einen spezifischen Zauber oder eine Beschwörung, die im Rahmen eines Rituals durchgeführt wird.


Rituelle Aktivierung:

Die Skulpturen werden oft während ritueller Zeremonien oder Beschwörungen verwendet, um übernatürliche Hilfe zu erbitten oder einen Fluch abzuwenden. Die Nägel oder Klingen sind symbolische Mittel, um die spirituelle Kraft des Nkisi zu aktivieren.


Kulturelle Bedeutung:

Mangaaka und Nkisi Nkondi sind nicht nur Kunstwerke, sondern auch wesentliche Bestandteile des kulturellen und spirituellen Lebens der Kongo-Völker. Sie stehen für die Verbindung zwischen der physischen Welt und der spirituellen Welt und sind tief in den Traditionen und Überzeugungen dieser Kulturen verwurzelt.


Sammlerstücke und Museen:

Diese Skulpturen sind aufgrund ihrer kulturellen und spirituellen Bedeutung auch in internationalen Museen und Sammlungen zu finden. Sie werden oft in Ausstellungen über afrikanische Kunst und Kultur präsentiert und sind wertvolle Zeugnisse der Kunst und Religion der Kongo-Völker.


Zusammenfassung:

Mangaaka (Nkisi Nkondi) sind bedeutende rituelle Figuren aus der zentralafrikanischen Kunst, die in den spirituellen und kulturellen Praktiken der Kongo-Völker eine wichtige Rolle spielen. Sie verkörpern die Verbindung zwischen Mensch und Geist und sind Zeugnisse der tief verwurzelten Traditionen und Glaubenssysteme dieser Kulturen.


Urheber*innen nicht dokumentiert

Region der Yombe am Fluss Chiloango (Demo-kratische Republik Kongo, Republik Kongo oder Cabin-da, Angola)

2. Hälfte 19-tes Jahrhundert

Holz, Eisen, Porzellan, Farbpigmente

120 × 54 × 38,5 cm

Nutzer*innen, Verwahrer*innen vor europäischer Aneignung nicht dokumentiert

Robert Visser, 1882-1904 Plantagenmanager in „Kongo-Freistaat", „Französisch-Kongo" und „Portugiesisch-Kongo"

1904 Schenkung an das Königliche Museum für Völkerkunde, Berlin (heute Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum, Inv.-Nr. III C 17114)

Das Objekt stammt aus einem Gebiet, das zum Zeitpunkt seiner Aneignung unter Kolonialherrschaft stand. Kolonialismus betrachten wir als systemischen Unrechtskontext. Daher können auch Geschenke oder dokumentierte Käufe nicht immer als rechtmäßiger Erwerb betrachtet werden.