Gedenkkopf einer Königsmutter

Info

Der Gedenkkopf einer Königinmutter (Iyoba) – erkennbar an der Form ihrer Krone – zeigt das Gesicht einer jungen Frau, die verhalten lächelt. Trotzdem ist jene Plastik weniger eine Darstellungen der Individualität eines Menschen, als ein stark idealisiertes höfisches Bildnis. Wegen seiner Ikonographie und seinem Alter, könnte es sich bei jenem Gedenkkopf um eine Darstellung Idias, der ersten Königinmutter, handeln.

Das Amt und der Titel der Iyoba wurden von König (Oba) Esigie im frühen 16. Jahrhundert eingeführt. Seine Mutter, Idia, spielte im Krieg gegen die benachbarten Igala eine wichtige Rolle. In der mündlichen Überlieferung werden die Fische am Sockel des Gedenkkopfes als Hinweis darauf gedeutet, dass Idia die feindliche Igala-Armee über den Niger zurücktrieb. Königinmütter in Benin hatten – wie in vielen anderen afrikanischen Königreichen – eine herausragende politische Position. Wie den Königen wurde auch ihnen nach dem Tod ein Gedenkschrein errichtet, auf dem Gedenkköpfe aufgestellt wurden.


Als Eindringlinge 1515/16 Benin angriffen, stellte die Königinmutter Idia eine Armee auf, um ihren Sohn, Oba Esigie (ca. 1504- 1550), zu retten. Er verlieh ihr den Titel iyoba und machte sie zum Oberhaupt. Wenn eine Königinmutter stirbt, gibt der oba einen Kopf für ihren Altar in Auftrag. Die besondere Qualität dieses Kopfes lässt vermuten, dass er für den Altar von Idia, der ersten Königinmutter, entstand. Der Gedenkkopf wurde vermutlich 1897 von britischen Soldaten aus dem Königspalast entfernt und 1899 in England verkauft. Hier steht er stellvertretend für die in den Video-Statements diskutierten Restitutionen der Benin Bronzen.


Geografische Bezüge

Nigeria (Land)
Benin (Königreich)


Datierung

16 Jh.

Material / Technik

Bronze; Eisen; Guss; Glas


Abmessungen

Objektmaß: 51 x 16 x 18 cm Gewicht: 4,1 kg Höhe: 52 cm (inkl. Sockel) Höhe x Breite x Tiefe: 51 x 16 x 18 cm


Erwerbung

16 Jh., Auftragsarbeit der Igun Eronmwon oder Gilde der Messinggießer im Königreich Benin; Standort bis 1897 im Königreich Benin unbekannt; geplündert im Zusammenhang mit der britischen Eroberung von Benin, 1897; möglicherweise im Besitz von Sir Ralph Moor nach der Eroberung von dem Königreich Benin; erworben auf einer Auktion von Stevens' Auction Rooms Ltd., London (J.C. Stevens), aus Mitteln eines Darlehens von Valentin Weisbach durch die beauftragte Firma Theodor Francke, 1901.