Luf Boot

Das letzte seiner Art

Info

Das etwa 15 bis 16 Meter lange Luf-Boot zählt zu den letzten dieser Bauweise. Boote dieser Art wurden für Handel und Krieg genutzt. Bei längeren Reisen auf offener See konnten bis zu 50 Personen befördert werden. Der Ausleger ist an Steuerbord angebracht. Die Plattform darüber wurde zum Transport von Gütern verwendet. Das Boot ist ein seetüchtiger Zweimaster. Die beiden nahezu rechteckigen Setteesegel dienen dem Vortrieb. Diese Segel waren typisch für die Region, jedoch in der Südsee ungewöhnlich. Zusätzlich konnten in Riff- und Strandnähe Stechpaddel zum Einsatz kommen. Je nach Windstärke konnte die Besatzung das Boot durch Gewichtsverlagerung stabilisieren. Der Kiel wurde aus einem einzigen großen Baumstamm angefertigt. Der Rumpf ist beplankt, aber das Boot wurde ohne einen einzigen Nagel gebaut, alle Teile werden mit Pflanzenmaterial zusammengehalten. Pflanzenkleber dichtete das Boot ab. Bug und Heck sind bogenförmig hochgezogen. Der gesamte Rumpf und weitere Bauelemente sind reich mit Ornamenten verziert.


Das Luf-Boot (auch Agomes-Boot) ist ein großes Auslegerboot und Exponat des Ethnologischen Museums in Berlin. Das Boot eignete sich 1903 der Geschäftsführer der deutschen Handelsgesellschaft Hernsheim & Co. in der Südsee, Max Thiel, auf der Insel Luf an, die zur damaligen Kolonie Deutsch-Neuguinea gehörte. 1904 kam es nach Berlin. Der Verkaufspreis betrug 6.000 Mark. Ab 1968 zählte es am damaligen Standort des Museums im West-Berliner Stadtteil Dahlem zu den Glanzlichtern der Ausstellung. Dort wurde es seit 2016 restauriert und entwest. Am 29. Mai 2018 wurde es in einer 18 Meter langen Transportkiste mit einem Kran in das Humboldt Forum, den neuen Sitz des Museums in der Historischen Mitte Berlins, gehoben, wo es seit der Wiedereröffnung des Ethnologischen Museums präsentiert wird. Dies sorgte in Fachkreisen für Aufsehen, da die Provenienz des Bootes umstritten ist und im Zusammenhang mit den Verbrechen des Deutschen Kaiserreichs während der Kolonialisierung der Südsee steht. Das 2021 erschienene Buch Das Prachtboot. Wie Deutsche Kunstschätze der Südsee raubten des Historikers Götz Aly mit neuen Erkenntnissen über die Unterwerfung der Insel Luf und die tödlichen Strafexpeditionen der Deutschen trug die kulturpolitische Debatte darüber, wie das Boot angemessen im Museum präsentiert werden kann, an eine breitere Öffentlichkeit.


Geografische Bezüge

Papua-Neuguinea, Westliche Inseln, Luf (mikronesische Exklave)


Datierung

1890 - 1895


Material

Holz, Rotang, Kokosfaser, Farben, Kitt, Pflanzenfaser, Feder, Baumwollstoff, Palmblatt


Erwerbung

gesammelt 1903 von Max Thiel für die Firma Eduard Hernsheim, überführt nach Matupi (Neubritannien), erworben 1904