Schaumagazin Ozeanien

Sammeln im Pazifik

Im Humboldt Forum zeigt das Ethnologische Museum eine Vielfalt von Objekten aus Afrika, Amerika und Ozeanien in drei Schaumagazinen. In einer verdichteten Präsentation werden hier Bestände in einer Magazin-Anmutung ausgestellt und so zugänglich gemacht. Der größte Teil der Sammlungen befindet sich in den Depots des Museums in Berlin-Dahlem. Diese Bestände bilden eine wichtige Grundlage für wissenschaftliche Arbeiten von Forschenden und Mitgliedern der Herkunftsgesellschaften aus aller Welt. Informationen zu den Exponaten können in den Medienstationen abgerufen werden. Die Sammlungen aus Ozeanien in Berlin spiegeln die Geschichte der europäischen Expansion und Kolonialisierung im Pazifik wider. Die Objekte von James Cooks Reisen aus dem 18-ten Jahrhundert gehören zu den ältesten der Sammlungen. Weitere Schwerpunkte stammen aus den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten und aus der Zeit zwischen 1870 und 1914. Die Komplexität der kolonialen Vergangenheit zeigt sich auch in den vielfältigen Arten, auf denen die Objekte erworben wurden: durch Tausch und Kauf, aber auch durch militärische Gewalt und wirtschaftlichen Druck.


Sammeln in der Kolonialzeit

Die Insel Neuirland gehört zum Staat Papua-Neuguinea, der seit 1975 unabhängig ist. Sie ist Teil des Bismarck-Archipels, dessen Name auf die koloniale Vergangenheit hinweist: 1884 nahm das Deutsche Reich den Archipel und den Nordosten Neuguineas in Besitz. Mit dem Ersten Weltkrieg endete die deutsche Kolonialherrschaft und das Gebiet wurde unter australische Verwaltung gestellt. Missionare, Händler, Pflanzer, Kolonialbeamte und Wissenschaftler erwarben in dieser Zeit ethnographische Objekte - durch Kauf, Tausch, Schenkung und Gewalt. Viele der Objekte gelangten ohne weitere Informationen zu beteiligten Personen oder zu Herstellung und Bedeutung in die Museen. Deutsche Wissenschaftler arbeiteten bis 1914 eng mit der kaiserlichen Marine zusammen und nutzten deren Schiffe und die Infrastruktur der deutschen Kolonien für ihre Forschungsreisen - so auch die „Deutsche Marine-Expedition". Sie nahm 1907 im Auftrag des Berliner Museums für Völkerkunde ihre Sammel- und Forschungstätigkeit in Neuirland auf. Die Teilnehmer blieben jeweils an einem Ort und sammelten in den nächsten zwei Jahren breitgefächerte Informationen und Objekte zur Kultur der jeweiligen Gesellschaft.


Leben mit den Ahnen in Neuirland

In Neuirland sind die Welt der Toten und die der Lebenden untrennbar miteinander verbunden und in einem ständigen Austausch - sowohl im Alltag als auch in den Zeremonien. Bis heute ehren die Hinterbliebenen ihre Verstorbenen in Totengedenkfeiern, machen sie so zu Ahnen, verabschieden sie und geben deren Lebenskraft weiter. Diese Zeremonien haben sich stets nach Regionen unterschieden und im Laufe der Zeit gewandelt. Viele der Werke in den Sammlungen und Museen stammen aus solchen Zeremonien. Sie waren zusammen mit Musik und Tanz Teil eines Gesamtwerks. Häufig wurden aber dazugehörige Objekte wie Tanzschmuck oder Tanzkostüme nicht gesammelt, weil sie aus vergänglichen Materialien, etwa aus Pflanzenblättern, waren.


Sammeln am Sepik-Fluss

Das Deutsche Reich nahm 1884 den Nordosten der Insel Neuguinea in Besitz. Bis 1899 verwaltete die Neuguinea-Compagnie das Gebiet und errichtete an der Küste Handels-und Verwaltungsstationen sowie Plantagen. Grundlage kolonialer Herrschaft war die Erkundung des Landes mit Hilfe von Expeditionen, um sich vorhandene Rohstoffe und Land anzueignen und unter der Bevölkerung billige Arbeitskräfte für die Plantagen zu rekrutieren. Zu dieser Zeit waren der Sepik-Fluss, von den Deutschen nach der Ehefrau Kaiser Wilhelms I. „Kaiserin-Augusta-Fluss" genannt, und sein Hinterland den Kolonialherren noch weitgehend unbekannt. Der Leiter der ozeanischen und afrikanischen Sammlungen am Berliner Museum für Völkerkunde, Felix von Luschan, erklärte die Erforschung des Flusses zur dringendsten Aufgabe. Er organisierte 1912 / 13 eine 19-monatige Expedition mit wissenschaftlichen und kolonialwirtschaftlichen Zielen. Zu den Aufgaben der „Kaiserin-Augusta-Fluss-Expedition" zählte daher, das Gebiet zu kartografieren und die Bevölkerungsgröße zu schätzen. Des Weiteren legten die Teilnehmer ethnographische, botanische, zoologische und anthropologische Sammlungen an und machten Tonaufnahmen und Fotos.