Japanisches Teehaus

Tee als Kunst

Gastfreundschaft, Identität, Gesamtkunstwerk. Die Teepflanze und ihre Zubereitung wurden vom Festland eingeführt. Zunächst als Medizin und Meditationshilfe genutzt, diente Tee in Japan zunehmend der Bewirtung von Gästen. Seit dem 16-ten Jahrhundert entwickelte sich die als Teeweg bekannte Praxis, die Etikette-und Bewusstseinsschulung sowie die Erfahrung von Gemeinschaft, Kultur und Identität vereint. Neben der Interaktion zwischen den Teilnehmern ermöglicht diese die Betrachtung und begreifende Erfahrung von Objekten. Entweder speziell für den Zweck angefertigt oder als Objet trouvé (gefundenes Objekt) aus anderen Kontexten übernommen, werden diese im Teeweg durch Namensgebung, Dokumentation ihrer Provenienz und Nutzung sowie wertvolle Verpackung zu Kunst.

 

TEEHAUS UND TEEWEG

Ein Teeraum speziell für das Humboldt Forum Tee kann prinzipiell an jedem Ort mit einer Heiz- und Wasserquelle zubereitet werden. Mit der Entwicklung des komplexen Gesamtkunstwerks des Teewegs wurden Räume oder Häuser und häufig auch ein umliegender Garten speziell für diesen Zweck gestaltet. Die Größe variiert von sehr intimen Räumen, über die gängigste Größe von viereinhalb Reisstrohmatten bis hin zu geräumigen Orten für Gruppen. Ein Team um den in Kanazawa tätigen Architekten Jun Ura hat diesen Teeraum in enger Abstimmung mit dem Chado Urasenke Teeweg-Verein Berlin entwickelt. Dieser Teeraum verbindet Architektur, Kunst, Handwerk und Design mit traditionellen und zeitgenössischen, japanischen und europäischen Elementen in einem harmonischen Raum der Begegnung.


In gewisser Weise steht dieses Teehaus für das Selbstverständnis des Humboldt Forums insgesamt: Es vereinigt Tradition und Moderne, bringt unterschiedliche Menschen und Kulturen zusammen, ermöglicht gemeinsame sinnliche Erfahrungen an einem Ort der absoluten Ruhe und dies mitten in der historischen Mitte der quirligen Hautstadt Berlin. Mit dem eigens für die neue Sammlungspräsentation im Humboldt Forum gestalteten Teehaus wird die vom Museum für Asiatische Kunst bereits in Dahlem praktizierte Tradition der öffentlichen Demonstrationen der Teepraxis fortgesetzt. Entworfen von einem Architektenteam um Jun Ura aus Kanazawa und verwirklicht unter Beteiligung von Künstlern und Handwerkern aus Japan stellt das Teehaus sensible Bezüge zwischen der japanischen und deutschen Geschichte und Kultur her, indem die Außenwände und das Dach aus rostrotem Cortenstahl die oktogonale Form der Turmruine der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche als Mahnmal für den Frieden aufnehmen. Neben traditionellen Materialien wie handgeschöpftem Papier und lackiertem Holz dominieren moderne Baustoffe. Die Innenwände des Hauptraums sind mit acht traditionellen Reisstrohmatten (in Kyotoer Maß), die mit europäischem Lehm verkleidet wurden, ausgestattet. Das Teehaus besteht aus einem Vorbereitungsraum und dem Hauptraum, in dem die Teepraxis vollzogen wird [oder: Teezusammenkünfte stattfinden].  Hier befinden sich eine im Boden eingelassene Feuerstelle und eine Wandnische, in der herausragende Kunstwerke präsentiert werden. An diesem Ort der Ruhe und des Genusses können die Besucher*innen den japanischen Teeweg mit allen Sinnen erfahren und dabei den Alltag für einen Moment vergessen.