Kuppel

Die Kuppel des Berliner Schlosses gehörte nicht zur barocken Bauphase um 1700, sondern entstand erst 1844 bis 1853. Das Äußere der Kuppel wurde 2013 bis 2020 detailgetreu rekonstruiert. Entwurf: König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen / Friedrich August Stüler Rekonstruktion: Architekt Franco Stella

Der Bau der Kuppel von 1844 bis 1853 war ein Symbol. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen wollte das Schloss damit im Stadtbild weithin sichtbar machen. Auch die Funktion der neuen Kuppel als Schlosskapelle war eine Botschaft. Die Bekrönung des Schlosses mit Kuppel und Kreuz machte den christlichen Charakter der Monarchie deutlich. Das unterstrich die Inschrift, die der König selbst aus mehreren Bibelstellen zusammensetzte: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." (Apostelgeschichte IV, 12 und Philipper II, 10).

Während die Kuppel gebaut wurde, brach 1848 die Revolution in Berlin aus. Sie kostete über 300 Menschen das Leben. Eine zentrale Forderung war eine vom Landtag erarbeitete Verfassung. Sie sollte die Macht des Königs einschränken. In dieser Situation war die Inschrift an prominenter Stelle eine Provokation: Der König machte damit unmissverständlich deutlich, dass er sich nur Gott verpflichtet fühlte, nicht aber einer gewählten Volksvertretung. Der König behauptete mit der Inschrift einen Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums. Daher ist die detailgetreue Rekonstruktion der Kuppel mit der Inschrift umstritten.

Die im Humboldt Forum beheimateten Institutionen verstehen die Inschrift ausdrücklich nicht als programmatische Aussage, sondern als bauhistorisches Zitat im Rahmen der Rekonstruktion der Fassade. Sie erkennen deren gesellschaftliche Problematik und setzen sich damit in ihrer Programmarbeit kritisch auseinander.