Model des Angkor Wat
Im Maßstab 1:100
Die viereckige Anlage des Angkor Wat galt den Khmer als Abbild der Welt. Der Erbauer König Suryavarman II. (reg. 1113 bis 1150) wurde mit dem im Tempel verehrten Gott Vishnu gleichgesetzt. Neun Tempeltürme wirken wie Gipfel eines Bergmassivs. Sie bilden den heiligen Berg Meru ab, der nach Vorstellung der Hindus als Sitz der Götter im Zentrum des Kosmos steht.
RELIGIÖSE KUNST SÜDOSTASIENS
Tempelberge und Pagoden
Von ca. -200 bis ins 15-te Jahrhundert strahlten indische Kultur und Religion nachhaltig auf die unterschiedlichen Reiche Südostasiens aus. Buddhismus und Hinduismus verbreiteten sich: Ihre Geisteswelten prägten die alten Kulturen der heutigen Staaten Myanmar (früher Burma), Thailand (früher Siam), Laos, Kambodscha, Indonesien (v.a. auf Sumatra, Java und Bali), Malaysia und Vietnam. Dabei verschmolzen in jeder Region Südostasiens indische, einheimische und andere (z. B. chinesische) Traditionen zu einem unverwechselbaren neuen Ganzen. Gefördert von frommen Königen entstanden zwischen dem 8-ten und 15-ten Jahrhundert einige der großartigsten Monumente der Menschheitsgeschichte: der pyramidenförmige Tempel Borobodur auf Java (um 800) als ein Zeugnis des Mahayana-Buddhismus, die Pagoden von Pagan in Myanmar (11-tes bis 13-tes Jahrhundert) als Verkörperungen des dortigen Theravada-Buddhismus und die weltberühmte Tempelanlage von Angkor Wat in Kambodscha (12-tes bis 13-tes Jahrhundert) als Stein gewordener Ausdruck des hinduistisch geprägten Gottkönigtums des Khmer-Reiches.
DER ANGKOR WAT IN VERGANGENHEIT UND GEGENWART
Der Angkor Wat ist das berühmteste Bauwerk der Khmer-Zeit. Mit diesem Staatstempel setzte sich König Suryavarman II. (regiert von 1113 bis ca. 1150) zur Glanzzeit des Khmer-Reichs ein Denkmal als Gottkönig. Schon ab Ende des 12-ten Jahrhundert wurde der als Hindutempel erbaute Angkor Wat als buddhistisches Heiligtum genutzt. Zur Zeit des französischen Protektorats in Kambodscha begeisterten sich die Franzosen für das Monument. Heute ziert der Angkor Wat die kambodschanische Nationalflagge.
ANGKOR - SEHNSUCHTSORT EUROPAS
Die intensive Wiederentdeckung Angkors durch Europäer begann Mitte des 19-ten Jahrhunderts. Menschen in Frankreich, England, aber auch Deutschland entwickelten eine große Begeisterung für die prachtvollen Monumente des alten Khmer-Reiches, die sich zu einer regelrechten Angkormanie steigerte
ANGKOR WAT: RUINE ODER KLOSTER?
In Europa faszinierte die Idee vom Angkor Wat als Ruine im Dschungel. Doch seit dem 16-ten Jahrhundert beleben Buddhisten den alten Hindutempel.
ANGKOR ALS ARCHÄOLOGISCHER PARK
1925 - 1930 richteten Franzosen den Parc archéologique d'Angkor ein - als historischen Glanzpunkt des französischen Protektorats Kambodscha. Kambodscha war seit 1863 französisches Protektorat. Seit 1953 ist es ein souveräner Staat.
ORIGINAL ODER KOPIE?
Während le Cambodge als Teil von Französisch-Indochina erforscht wurde, kamen Originale aus Angkor in Museen in Frankreich. Ganze Architekturteile waren zu schwer für den Transport. Sie wurden deshalb vor Ort abgegossen. Die Gipsabgüsse wurden im Musée Indo-Chinois in Paris wieder zusammengesetzt.
ANGKOR IM MUSÉE INDO-CHINOIS
Das Musée Indo-Chinois eröffnete 1878 im Pariser Palais du Trocadéro. Gipsabgüsse von Architekturoberflächen wurden dort zu freien Collagen zusammengefügt.
DER ANGKOR WAT WIRD ABGEFORMT
Während mehrerer Aufenthalte am Angkor Wat ließ Louis Delaporte auch Fassaden mit den berühmten Figuren himmlischer Nymphen (apsaras) abformen.
WETTSTREIT PARIS - BERLIN
Das Musée Indo-Chinois schloss Mitte der 1920er Jahre. Doch seine Inhalte werden heute wieder erforscht. Die Geschichte der um 1900 erstellten Gipsabgüsse für das Berliner Völkerkundemuseum ist dagegen wenig bekannt. Berlin übertraf Paris im Wettbewerb um die größten Abgussflächen vom Angkor Wat.
ANGKOR INNERHALB DES BERLINER WELTPARCOURS
Ab 1904 wurden Thomanns Gipsabgüsse im Berliner Völkerkundemuseum ausgestellt. Der Museumsführer von 1914 verweist auf die Ausstellung zum Angkor Wat im zweiten Stock.
ANGKOR-GALERIEN IN BERLIN
Die Gipsabgüsse hingen bis zum Zweiten Weltkrieg im Museum in der Königgrätzer Straße. Alte Schwarzweißfotografien zeigen die Angkor-Wat-Galerien.
ANGKOR - WEST-BERLIN - BONN
Herbert Härtel, ab 1963 Direktor des neuen Museums für Indische Kunst in Berlin-Dahlem, ließ 1986 neue Gipsabgüsse der alten Abformungen ausstellen.
ANGKOR-ARCHITEKTUREN IN FRANKREICH
Noch bevor Frankreich im Jahr 1907 das Gebiet von Angkor seiner Kolonie Indochina einverleibte, war es bemüht, die Tempelstätte als koloniale Trophäe zu präsentieren. Höhepunkt war der Nachbau des Angkor Wat 1931 mitten in Paris, die größte Imitation eines nichteuropäischen Bauwerks in Europa.
ANGKOR IN PARIS 1931
In der Kolonialausstellung Paris 1931 zeigte Frankreich den Angkor Wat als Nachbau in Originalgröße - hergestellt als Holzgerüst mit Dekorplatten auf 60 x 60 m Fläche, 65 m hoch.
DER ANGKOR WAT IM MAẞSTAB 1:1
Die Angkor-Wat-Replik auf der Pariser Kolonialausstellung von 1931 war der bis heute größte Nachbau eines nichteuropäischen Bauwerks in Europa.
KAMBODSCHAS GANZER STOLZ
Während die Ruinen von Angkor und des Angkor Wat Europa begeisterten, blieb der Tempel in Kambodscha selbst der wichtigste spirituelle Bezugspunkt. Noch heute ist er ein buddhistisches Kloster. Doch avancierte das Bauwerk gleichzeitig zur Kulturerbe-Ikone.
HEILIGTUM DER NATION
Seit dem 19-ten Jahrhundert spielt der Angkor Wat in Kambodscha eine zentrale Rolle als Symbol nationaler Identität. Kleine und große Bilder und Modelle des Bauwerks sind dort überall präsent.
DIE SILHOUETTE DER NATION
Kein anderes Land der Erde trägt auf seiner Nationalflagge eine so prägnante Silhouette eines zentralen Bauwerks wie Kambodscha mit dem Angkor Wat.
DER ANGKOR WAT ALS NATIONALIKONE
Seit über 150 Jahren wird der Angkor Wat zur kulturnationalen Ikone stilisiert und ist heute zentraler Magnet touristischer (Über-)Vermarktung.
Kambodscha
Siem Reap
2006
Holz
Dauerleihgabe der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
I C DLG 39