Votiv-Stupa

Verschmelzung der Kulturen

Info

Indischer Buddhismus und chinesische Kosmologie.

Acht Wesen im indischen Stil sind im unteren Teil dargestellt. Die acht Trigramme darüber stammen aus dem chinesischen „Buch der Wandlungen" (Yijing, trad. I Ching). Über dem Trigrammzhen (Osten) beginnt der eingravierte chinesische Text des „Sutra der zwölffachen Kette von Ursache und Wirkungen". Das Sutra endet unter der Figur des Maitreya, der letzten der acht Buddhafiguren oben.

Mit überkreuzten Beinen wartet er auf seine Herabkunft auf die Erde im zukünftigen Weltzeitalter.

 

Der Buddhismus mit seinen neuen Vorstellungen verbreitete sich von Indien nach Osten. Dieses Objekt zeigt beispielhaft die Verschmelzung verschiedener Ideen: Der architektonische Typ kommt aus Indien, zeigt hier aber wichtige Neuerungen.

Die chinesischen Trigramme mit ihrem Bezug zu den Himmelsrichtungen verankern den Stupa in einem kosmischen Raum und den Text in einer kosmischen Zeit.

 

Ein buddhistisches Weltbild.

Wir befinden uns im Zeitalter nach dem Nirvana (Tod) des Buddha, in einer Phase des Niedergangs der buddhistischen Lehre (Chinesisch: mofa). Die in Stein gemeißelten Texte werden seine Lehre auch über die Apokalypse hinaus bewahren. Steinerne Sutren gab es in Indien damals noch nicht. Miniaturstupas, wie dieser, die alle um vierhundertzwanzig 420 bis vierhundertvierzig 440 entstanden, tragen die frühesten Beispiele von eingemeißelten Sutren überhaupt. In China gibt es danach zahllose weitere steinerne Sutren, sogar auf Felsen unter freiem Himmel.


Ein Votiv-Stupa ist ein kleiner, symbolischer Stupa, der als Ausdruck von Hingabe und Dankbarkeit im buddhistischen Kontext errichtet wird. Diese Stupas haben oft religiöse oder spirituelle Bedeutungen und werden von Gläubigen gestiftet oder erbaut, um bestimmte Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel Segen zu erbitten, Verdienste zu sammeln oder an ein religiöses Ereignis oder eine besondere Person zu erinnern.


Merkmale eines Votiv-Stupas:


Größe:

Im Vergleich zu großen monumentalen Stupas sind Votiv-Stupas oft viel kleiner. Sie können aus Stein, Metall oder anderen Materialien gefertigt sein und befinden sich häufig in der Nähe von größeren Stupas oder heiligen Stätten.


Bedeutung:

Gläubige errichten Votiv-Stupas aus Dankbarkeit oder um Verdienste für sich selbst und andere zu erwerben. Sie können auch als Gebet oder Wunsch fungieren, zum Beispiel für Frieden, Wohlstand oder spirituelle Erleuchtung.


Standort:

Votiv-Stupas sind oft in der Nähe größerer buddhistischer Tempel oder Heiligtümer zu finden, wie etwa um die Hauptstupa herum. Besonders in Regionen wie Indien, Nepal, Tibet und Südostasien sieht man viele Votiv-Stupas in Tempelanlagen.


Form und Symbolik:

Wie größere Stupas haben auch Votiv-Stupas eine spezifische Architektur, die verschiedene Elemente der buddhistischen Lehre symbolisiert. Der Stupa selbst stellt den Buddha, seine Lehre (Dharma) und die buddhistische Gemeinschaft (Sangha) dar. Seine Form kann die Erleuchtung und den Weg zur Erleuchtung darstellen.


Verwendung:

Religiöse Hingabe: Votiv-Stupas werden von Gläubigen errichtet, um spirituelle Verdienste zu sammeln oder als Zeichen ihrer Hingabe an den Buddha und seine Lehre.


Erinnerung:

Sie können auch als Erinnerungsstätte für besondere Ereignisse oder Personen dienen, wie etwa die Erleuchtung des Buddha, bedeutende buddhistische Mönche oder wichtige spirituelle Ereignisse im Leben eines Gläubigen.


Beispiel:

Ein berühmtes Beispiel für Votiv-Stupas sind die kleinen Stupas, die man rund um den großen Mahabodhi-Stupa in Bodhgaya, Indien, sehen kann. Diese wurden von Pilgern und Königen aus verschiedenen Epochen errichtet, um ihre spirituelle Hingabe zu zeigen.

Insgesamt sind Votiv-Stupas ein wichtiger Ausdruck des Glaubens und der spirituellen Praxis im Buddhismus. Sie stellen ein greifbares Symbol für die Verbindung zwischen dem Gläubigen und dem spirituellen Weg dar.


 

China, Xinjiang, Kocho (Gaochang)

5. Jh.

roter Sandstein

Turfan-Expedition II (1904-1905),

III 6838