Humboldt Terrassen
Pflanzenkonzept vor dem Humboldt Forum
Beim Spaziergang über die verschiedenen Ebenen der Humboldt Terrassen taucht der Besucher ein in vielfältige Pflanzenwelten, die an die Vegetationszonen erinnern, wie sie Alexander von Humboldt auf seinen Reisen durch Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika erkundet und beschrieben hat. Als einer der ersten Wissenschaftler erkannte Humboldt die großräumigen Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Klima, Gestein und dem Einfluss des Menschen auf die Natur. Dieses umfassende, globale Verständnis von Natur und Umwelt, das sein Lebenswerk prägte, findet heute seinen Ausdruck in der Gestaltung der Terrassen vor dem rekonstruierten Berliner Schloss – ein Ort, der Wissen, Geschichte und Natur auf eindrucksvolle Weise miteinander verbindet.
Tableau Südamerika:
Das südamerikanische Vegetationsbild stellt die typische Uferlandschaft Patagoniens dar und gehört zur geozonalen Region der winterfeuchten Subtropen (nach der Ökozonen-Einteilung von J. Schulz). Eine ähnliche Pflanzenwelt begegnete Alexander von Humboldt auch in Ecuador, wo er den Chimborazo und dessen Umgebung erforschte. Die Besteigung dieses Vulkans war für ihn ein prägendes Erlebnis – ein Moment, der seine späteren „Naturgemälde“ entscheidend beeinflusste.
Die Landschaft, wie Humboldt sie empfand, erschien ihm exotisch, ausdrucksstark und fast überbordend lebendig. Dieses Gefühl wird heute durch die Inszenierung der imposanten Blattschmuckpflanze Gunnera und zarten, filigran blühenden Freilandfuchsien nachempfunden.
Typisch für diese Vegetation ist, dass nur wenige Pflanzenarten vorkommen – sie wachsen eher vereinzelt und nicht in Gruppen, was Humboldt als „ungesellig“ beschrieb. Dennoch unterscheiden sich die Pflanzen stark in Struktur, Farbe und Textur, wodurch ein kontrastreiches, lebendiges und künstlerisches Gesamtbild entsteht – ganz im Sinne von Humboldts eigener Wahrnehmung.
Tableau Nordamerika:
Das nordamerikanische Vegetationsbild orientiert sich an der Pflanzenwelt der Appalachen – einer Region, die Alexander von Humboldt in seinen Beschreibungen der südöstlichen US-Küstenlandschaften festhielt. Diese Zone gehört zum geozonalen Bereich der feuchten Mittelbreiten.
Die dargestellte Vegetation ist vielschichtig aufgebaut und zeigt eine klare Staffelung in der Höhe. Auffällig sind die üppig blühenden Magnolien, die durch das markante Laub der Catalpa-Bäume – im sogenannten Coppicing-Stil geschnitten – ergänzt werden. Zwischen diesen Gehölzen breiten sich sanft wiegende Gräser und Stauden aus, darunter vor allem die prägende Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata), die dem Landschaftsbild eine besondere Leichtigkeit und Bewegung verleiht.
Tableau Eurasien:
Das eurasische Vegetationsbild nimmt Bezug auf die Übergangszone zwischen Taiga und Tundra – eine Landschaft, die typisch für die boreale Klimazone ist. In dieser Darstellung zeigt sich ein lockerer Baumbestand aus goldgelb leuchtenden Birken, ursprünglich aus dem asiatischen Raum. Darunter breitet sich ein dichter, bodennaher Pflanzenteppich aus, der vor allem durch seine farbigen Früchte ins Auge fällt. Viele der verwendeten Pflanzenarten stammen direkt aus der Originalvegetation dieser Region. Typisch sind flachwachsende Bodendecker mit auffälligem Beerenschmuck, etwa Arten wie Arctostaphylos, Vaccinium oder Gaultheria, die dem Landschaftsbild eine naturnahe und zugleich dekorative Ausstrahlung verleihen.