Humboldt Terrassen
Pflanzenkonzept vor dem Humboldt Forum
Beim Spaziergang über die verschiedenen Ebenen der Humboldt Terrassen taucht der Besucher ein in vielfältige Pflanzenwelten, die an die Vegetationszonen erinnern, wie sie Alexander von Humboldt auf seinen Reisen durch Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika erkundet und beschrieben hat. Als einer der ersten Wissenschaftler erkannte Humboldt die großräumigen Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Klima, Gestein und dem Einfluss des Menschen auf die Natur. Dieses umfassende, globale Verständnis von Natur und Umwelt, das sein Lebenswerk prägte, findet heute seinen Ausdruck in der Gestaltung der Terrassen vor dem rekonstruierten Berliner Schloss – ein Ort, der Wissen, Geschichte und Natur auf eindrucksvolle Weise miteinander verbindet.
2012 lobte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen einen offenen Realisierungswettbewerb zur Gestaltung der Freiflächen am Humboldt Forum aus. Der Siegerentwurf von bbz landschaftsarchitekten Berlin wird seit 2013 schrittweise umgesetzt. (Projekt ansehen)
Tableau Südamerika:
Das südamerikanische Vegetationsbild stellt die typische Uferlandschaft Patagoniens dar und gehört zur geozonalen Region der winterfeuchten Subtropen (nach der Ökozonen-Einteilung von J. Schulz). Eine ähnliche Pflanzenwelt begegnete Alexander von Humboldt auch in Ecuador, wo er den Chimborazo und dessen Umgebung erforschte. Die Besteigung dieses Vulkans war für ihn ein prägendes Erlebnis – ein Moment, der seine späteren „Naturgemälde“ entscheidend beeinflusste.
Die Landschaft, wie Humboldt sie empfand, erschien ihm exotisch, ausdrucksstark und fast überbordend lebendig. Dieses Gefühl wird heute durch die Inszenierung der imposanten Blattschmuckpflanze Gunnera und zarten, filigran blühenden Freilandfuchsien nachempfunden.
Typisch für diese Vegetation ist, dass nur wenige Pflanzenarten vorkommen – sie wachsen eher vereinzelt und nicht in Gruppen, was Humboldt als „ungesellig“ beschrieb. Dennoch unterscheiden sich die Pflanzen stark in Struktur, Farbe und Textur, wodurch ein kontrastreiches, lebendiges und künstlerisches Gesamtbild entsteht – ganz im Sinne von Humboldts eigener Wahrnehmung.
Scharlachfuchsie
Fuchsia magellanica 'Riccartonii'
Die Scharlachfuchsie ist ein hübscher, buschiger Strauch, der bis zu 1,5 Meter hoch werden kann. Ihre dünnen, leicht überhängenden Zweige tragen kleine, längliche Blätter, die dunkelgrün sind und rote Blattstiele haben. Besonders auffällig sind ihre Blüten: Sie sehen aus wie kleine Glöckchen und leuchten in kräftigem Rot und Violett. Diese auffällige Fuchsie blüht von Juni bis Oktober und bringt damit viele Monate lang Farbe in den Garten.
Ursprünglich stammt die Pflanze aus Südamerika – genauer gesagt aus Chile und Argentinien. Sie wächst dort in den kühlen, feuchten Bergen. Auch der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt entdeckte die Fuchsie auf seinen Reisen und erwähnte sie in seinen Aufzeichnungen.
Die Scharlachfuchsie fühlt sich am wohlsten an einem halbschattigen oder hellen Platz im Garten, der nicht zu heiß ist. Der Boden sollte locker, humusreich und immer leicht feucht sein. Man sollte regelmäßig gießen und während der Wachstumszeit – also von April bis August – etwa alle zwei bis drei Wochen düngen. Ein Rückschnitt im Frühling ist wichtig, denn die Pflanze blüht nur an den frischen Trieben.
Obwohl sie zart aussieht, ist die Scharlachfuchsie erstaunlich robust. Sie verträgt Temperaturen bis minus 15 Grad und kann daher auch in unseren Gärten draußen überwintern. In besonders kalten Gegenden ist ein leichter Schutz mit Laub oder Reisig sinnvoll.
Die Scharlachfuchsie ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch nützlich für die Natur: Ihre Blüten locken Bienen und Hummeln an und bieten ihnen Nahrung. Deshalb ist sie eine tolle Pflanze für naturnahe Gärten, bunte Hecken oder Blumenbeete.
Tableau Nordamerika:
Das nordamerikanische Vegetationsbild orientiert sich an der Pflanzenwelt der Appalachen – einer Region, die Alexander von Humboldt in seinen Beschreibungen der südöstlichen US-Küstenlandschaften festhielt. Diese Zone gehört zum geozonalen Bereich der feuchten Mittelbreiten.
Die dargestellte Vegetation ist vielschichtig aufgebaut und zeigt eine klare Staffelung in der Höhe. Auffällig sind die üppig blühenden Magnolien, die durch das markante Laub der Catalpa-Bäume – im sogenannten Coppicing-Stil geschnitten – ergänzt werden. Zwischen diesen Gehölzen breiten sich sanft wiegende Gräser und Stauden aus, darunter vor allem die prägende Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata), die dem Landschaftsbild eine besondere Leichtigkeit und Bewegung verleiht.
Die Schirm-Magnolie – ein Baum mit Riesenblättern
Die Schirm-Magnolie ist ein Baum aus Nordamerika. Sie wächst vor allem in den Bergen im Osten der USA, zum Beispiel in den Appalachen. Man findet sie dort in feuchten Wäldern, oft in Tälern oder an Bächen, wo es schattig und kühl ist. Der Baum ist leicht zu erkennen: Seine Blätter sind riesig – manchmal bis zu 60 Zentimeter lang! Sie stehen in einem Kreis am Ende der Zweige, fast wie ein Schirm – daher kommt auch ihr Name. Im Frühling bekommt die Schirm-Magnolie große, weiß-cremefarbene Blüten. Sie sehen wunderschön aus, riechen aber ein bisschen streng – nicht so süß wie andere Magnolien. Die Blüten werden von Käfern bestäubt.Die Schirm-Magnolie kann bis zu 12 Meter hoch werden. Ihre Krone ist oft breit und locker. Wenn viele dieser Bäume zusammen wachsen, entsteht ein Schirm-Magnolien-Wald. Dort ist es im Sommer angenehm kühl und feucht. Viele Tiere und Pflanzen fühlen sich dort wohl – zum Beispiel Farne, Moose, Frösche und Vögel. Leider gibt es diesen besonderen Waldtyp nicht mehr sehr oft. Viele feuchte Standorte wurden gerodet oder trockengelegt. Deshalb stehen manche Schirm-Magnolien-Wälder heute unter Naturschutz.
Tableau Eurasien:
Das eurasische Vegetationsbild nimmt Bezug auf die Übergangszone zwischen Taiga und Tundra – eine Landschaft, die typisch für die boreale Klimazone ist. In dieser Darstellung zeigt sich ein lockerer Baumbestand aus goldgelb leuchtenden Birken, ursprünglich aus dem asiatischen Raum. Darunter breitet sich ein dichter, bodennaher Pflanzenteppich aus, der vor allem durch seine farbigen Früchte ins Auge fällt. Viele der verwendeten Pflanzenarten stammen direkt aus der Originalvegetation dieser Region. Typisch sind flachwachsende Bodendecker mit auffälligem Beerenschmuck, etwa Arten wie Arctostaphylos, Vaccinium oder Gaultheria, die dem Landschaftsbild eine naturnahe und zugleich dekorative Ausstrahlung verleihen.
Der eurasische boreale Birkenwald
Der eurasische boreale Birkenwald ist ein Wald, der in den kalten Gegenden Europas und Asiens wächst. Er gehört zur riesigen Taiga, dem größten Waldgebiet der Erde. Im Gegensatz zu den dunklen Nadelwäldern mit Fichten und Kiefern ist der Birkenwald hell und licht. Das liegt daran, dass hier vor allem Birken wachsen – Bäume mit heller Rinde, die oft schwarze Streifen hat. Birken sind zäh. Sie brauchen nicht viele Nährstoffe und vertragen Kälte, Wind und lange Winter gut. Deshalb sind sie oft die ersten Bäume, die auf freiem Land wachsen, wenn ein Sturm, ein Feuer oder das Schmelzen von Gletschern Platz geschaffen hat. Diese Wälder findet man zum Beispiel in Skandinavien, in Nordrussland, in Sibirien oder in den kühlen Gebirgen Osteuropas. Der Boden im Birkenwald ist oft nährstoffarm, der Sommer ist kurz, und der Winter kann sehr streng sein. Trotzdem leben hier viele Tiere, die sich an das raue Klima angepasst haben – wie Elche, Rentiere, Schneehasen oder Birkhühner. Auch Moose, Flechten und Gräser fühlen sich im lichten Schatten der Birken wohl. Diese Birkenwälder spielen eine wichtige Rolle für die Natur. Sie helfen, das Klima zu schützen, weil sie Kohlenstoff aus der Luft aufnehmen. Gleichzeitig bieten sie vielen Tieren und Pflanzen ein Zuhause und sorgen dafür, dass der Boden nicht weggespült oder vom Wind davongetragen wird.
Alexander von Humboldt interessierte sich nicht nur für die Natur, sondern äußerte sich auch kritisch zum Kolonialismus – eine fortschrittliche Haltung für seine Zeit. Mehr zum Thema Umwelt und Kolonialismus erfahrt ihr in einer Info der BUNDjugend.